Würden sämtliche Medikamente aus Chemikalien bestehen - die Apotheken wären um ein Viertel leerer. Viele Medikamente, wie Salben und Tabletten enthalten pflanzliche Basisstoffe, und ihre Zahl könnte in den kommenden Jahren sogar zunehmen. Aber auch immer mehr Tiere sind als medizinische Helfer aktiv.
Viele Pflanzen haben im Laufe der Evolution Stoffe entwickelt, mit denen sie sich gegen Krankheiten und Parasiten wehren. Manchmal helfen diese Stoffe auch uns Menschen. So wie Paclitaxel, das die Pazifische Eibe in ihrer Rinde produziert und das als Krebsmittel wirksam ist. Paclitaxel wird heute künstlich hergestellt, denn die Pazifische Eibe ist vom Aussterben bedroht. Was, wenn sie verschwunden wäre, ohne ihr Geheimnis preiszugeben?
Ein Viertel aller Medikamente, die deutsche Ärzte ihren Patienten verschreiben, enthält pflanzliche Wirk- und Hilfsstoffe. Alle diese Stoffe gewinnt die Industrie aus nicht einmal 90 Pflanzenarten. Bei schätzungsweise 270.000 Gefäßpflanzenarten ist es kein Wunder, dass Botaniker und Pharmakologen erst einen Bruchteil der Heilmittel zu kennen glauben, die die Apotheke der Natur bereithält.
Maden, die offene Wunden säubern, Egel, die kontrolliert Blut saugen - diese Beispiele kennt jeder, wenn es um Tiere in der Medizin geht. Weniger bekannt ist jedoch, dass für Salben zum Abbau von Blutergüssen in Gelenken jährlich zwei Millionen Blutegel der Natur entnommen werden. Aus ihnen wird der Wirkstoff Hirudin extrahiert, der den Salben ihre Wirkung verleiht. Die moderne Forschung entdeckt immer wieder neue Anwendungen von Tierarten, auch solche, die auf den ersten Blick unseren Abscheu erregen.
So untersuchen Immunologen derzeit, wie sich Peitschenwürmer, die parasitär im Darm von Schweinen leben, für den Menschen nutzen lassen. Denn Schweineparasiten trainieren das menschliche Immunsystem - wie ein "Sparring-Partner". Da der Peitschenwurm im Menschendarm nicht lange lebt, ist es ungefährlich, seine Eier zu schlucken. Die Wirkung aber war im Test viel versprechend: Die Symptome nahmen ab, berichten Patienten mit Darmerkrankungen und Allergien.