Die biologische Vielfalt umfasst drei Bereiche: die Vielfalt der Arten und Lebensräume sowie die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Pflanzen- und Tierarten. Diese drei Aspekte hängen eng zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.
Nach derzeitiger Schätzung könnte es zwischen 10 und 100 Millionen Arten auf der Erde geben, Experten gehen von circa 15 Millionen Arten aus. Derzeit bekannt und wissenschaftlich beschrieben sind bislang etwa 1,8 Millionen Arten. Mehr als die Hälfte davon sind Insekten, die wiederum fast dreimal so viele Arten umfassen wie die Pflanzen.
Die größte Artendichte findet sich in so genannten Hotspots. Diese 25 artenreichsten Gebiete - meist in den Tropen oder Subtropen gelegen - machen gerade einmal 1,4 Prozent der Erdoberfläche aus. Aber in ihnen existieren 44 Prozent aller Pflanzen und ein Drittel aller Wirbeltierarten. Deutschland hingegen ist ein relativ artenarmes Land: So gibt es hier zum Beispiel lediglich 3.062 Gefäßpflanzenarten. Das pflanzenreichste, aber gegenüber Deutschland auch sehr viel größere Land ist Brasilien mit 56.000 Arten, gefolgt von Kolumbien mit 51.000 und China mit 32.000 Arten.
Für den Rückgang der Artenvielfalt ist vor allem der Mensch verantwortlich. Gründe gibt es viele: Der Raubbau an der Natur lässt aus Wäldern Agrarsteppen entstehen, und Flussauen machen Siedlungen Platz. Vom Menschen eingeschleppte Arten verdrängen die einheimische Flora und Fauna. Und auch der Klimawandel beeinträchtigt Lebensgemeinschaften, etwa weil weniger Niederschläge fallen.
Ja, klimatische Veränderungen wirken sich auf Tiere, Pflanzen und deren Lebensräume aus. So kann durch die dünnere Ozonschicht mehr ultraviolette Strahlung auf die Erde gelangen. Und das kann Organismen schädigen. Auch ein Temperaturanstieg schon um wenige Grad könnte für zahlreiche Pflanzen und Tiere den Tod bedeuten. Und wenn beispielsweise einzelne Arten aus einem Lebensraum verschwinden, gerät dieser möglicherweise aus dem Gleichgewicht - und noch mehr Arten wären gefährdet.
Derzeit sind etwa 15.500 Arten vom Aussterben bedroht. Tiere wie der chinesische Flussdelfin, der Pyrenäen-Steinbock oder der Java-Tiger sind für immer verschwunden. Ein Viertel aller Meeresfischbestände sind gefährdet. Karibische Korallenriffe sind bereits jetzt zu 80 Prozent zerstört. Und durch die Überfischung der Weltmeere könnte schon ab 2050 keine kommerzielle Fischerei mehr möglich sein. Aber auch an Land sind die Verluste deutlich: 13 Millionen Hektar Wald werden jährlich vernichtet. Und die intensive Landwirtschaft führt dazu, dass wertvolle Sorten von Nutzpflanzen verlorengehen.
Momentan ist die Rate des weltweiten Artensterbens hundert- bis tausendfach so hoch wie die natürliche Aussterberate. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat eine Rote Liste der bedrohten Arten erstellt. Demnach sind rund 15.500 Arten weltweit vom Aussterben bedroht. Darunter 23 Prozent aller Säugetiere, zwölf Prozent der Vögel und 31 Prozent der Amphibien.
Vielfalt ist das wichtigste Überlebensprinzip in der Natur. Nur bei einer großen genetischen Bandbreite innerhalb einer Art besteht die Chance, dass Organismen vorhanden sind, die mit den neuen Bedingungen zurechtkommen. Andernfalls ist das Risiko hoch, dass sie ausstirbt.
Er kann unser Leben gefährden. Denn die Vielfalt der Natur ist die Grundlage unser aller Leben und der globalen wirtschaftlichen Entwicklung. So können Pflanzen, die wie Reis ein Grundnahrungsmittel sind, durch Ungeziefer oder eine Krankheit bedroht sein. Dafür gibt es zahlreiche historische Beispiele, etwa die Kartoffelfäule in Irland im 19. Jahrhundert. Wie groß die Bedrohung ist, erfahren derzeit die USA. Dort sterben nach und nach die Bienenvölker. Bienen bestäuben mehr als 90 Obst- und Gemüsesorten. Sollten sie aussterben oder ihr Bestand sich extrem verringern, wäre die Lebensmittelversorgung der Menschen in Gefahr.
Die Vielfalt der Natur ist aber auch Vorbild für technische Innovationen und trägt zum Klimaschutz bei. 40 Prozent des weltweiten Handelsvolumens bauen darauf auf, die natürlichen Lebensgrundlagen zu nutzen, 10.000 bis 20.000 Pflanzenarten werden weltweit für Arzneien verwendet. Und Leistungen der Wälder wie sauberes Wasser und der Schutz des Klimas sichern den Lebensunterhalt von etwa 600 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern.