Verschwinden Tier- und Pflanzenarten, ist das nicht nur ein ökologisches Problem. Auch für die Wirtschaft ist die biologische Vielfalt eine bedeutende Grundlage.
Weltweit liegen die derzeitigen Artenverluste mindestens hundert bis tausend Mal höher als die vermutete natürliche Aussterberate. Hält dieses Tempo an, so ist auch die wirtschaftliche Entwicklung gefährdet. Denn die Natur liefert wertvolle Rohstoffe, beispielsweise Holz. Jahr für Jahr übersteigt der weltweite Umsatz mit Holzprodukten 200 Milliarden Dollar. Wären die Wälder der Erde ein Unternehmen, gehörte es zu den Top 5 der größten Konzerne. Dabei ist Holz nicht das einzige, was die Wälder liefern. Unbezahlbar werden ihre Dienste, wenn man bedenkt, dass sie auch für Sauerstoff, sauberes Wasser und Arzneimittel sorgen.
Die Natur leistet noch viel mehr für Industrie und Wirtschaft: Forscher schauen sich viel von der Pflanzen- und Tierwelt ab, um daraus Produkte zu entwickeln. Vom Klettverschluss bis zu selbst reinigenden Oberflächen - bei diesen Innovationen lieferte die Natur die Vorlage. Große Flugzeuge fliegen beispielsweise um acht Prozent sparsamer, weil die Haifischhaut Vorbild für die Oberflächenstruktur der Jets ist.
Die wirtschaftlichen Folgen des Verlustes von biologischer Vielfalt sind bislang kaum in Zahlen dargestellt. Zur Naturschutzkonferenz 2008 soll ein Report erste Ergebnisse liefern, welche Kosten der achtlose Umgang mit Artenvielfalt verursachen kann.
Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt ist hoch. Etwa 40 Prozent der Weltwirtschaft basieren auf biologischen Produkten oder Verfahren. Allein der Welthandel mit Heilpflanzen beträgt derzeit schätzungsweise jährliche 500 Millionen US-Dollar - mit deutlich steigender Tendenz. Aber die Vielfalt an Tieren und Pflanzen ist auf der Welt nicht gleichmäßig verteilt. In 17 Ländern sind fast 70 Prozent aller bekannten Arten beheimatet. Oft sind die artenreichsten Länder gleichzeitig die ärmsten. Über das technologische und ökonomische Wissen über die Nutzung und Vermarktung der biologischen Materialien verfügen vor allem die Industrienationen. Die armen Länder sollten deshalb ihr biologisches Kapital angemessen vergütet bekommen. Das ist nur dann möglich, wenn sie an der Nutzung biologischer Ressourcen angemessen beteiligt werden und wenn gerechter Handel vorherrscht.